Stress- jeder kennt das, jeder weiß, wie es sich anfühlt. Er bestimmt unseren Alltag.
Dabei gibt es sogar Stress, der uns guttut. Aber meistens leiden wir unter Stress, der uns Druck macht, uns atemlos werden lässt, zu Gedankenkreisen führt. Unsere Gesundheit leidet, wenn so ein Stress zu lange andauert und wir nach Stresssituationen keine Ruhe mehr finden können.
Positiver Stress
Nach Hans Selye ist Stress „die unspezifische Antwort des Körpers auf eine Anforderung.“ Stress ist also eine Aktivierungsreaktion unseres Körpers. Dabei unterscheidet Selye zwischen negativem Stress (Distress) und positivem Stress (Eustress). Ob diese Aktivierung des Körpers als positiv oder als negativ erlebt wird, das hängt zunächst von der subjektiven Bewertung der jeweiligen stressauslösenden Situation ab. Es gibt aber weitere Ursachen:
Die häufigsten Ursachen von Stress
Die häufigsten Ursachen von Stress sind schwere Erkrankungen, Armut und Krieg. Sie führen zu einem Erleben von Kontrollverlust und Ohnmacht. Das kann zu Stresssymptomen führen wie innere Unruhe, sich immer innerlich wie auf dem Sprung fühlen, weniger Freude empfinden, Einschlafstörungen, Gedankenkreisen. Eine weitere Ursache von Stress sind Erwartungen, und zwar eigene und die Anderer. Wenn man versucht, immer Erwartungen gerecht zu werden, kann es dauerhaft zu oben beschriebenen Stresssymptomen kommen.
Weitere Ursachen für Stress können die sog. „daily hassles“ sein.
Vor allem in Berufen wie Feuerwehr, Rettungssanitäter, Notfallseelsorge usw. wird man gehäuft mit sehr schwierigen Situationen konfrontiert, vor allem mit Bildern von Verwüstung, schwerer körperlicher Versehrtheit und Tod. Menschen in diesen Berufen sollten besonders über ein gutes Stressmanagement verfügen, denn auch das tägliche Ausgesetztsein dieser Stressfaktoren kann auf Dauer in einem schleichenden Prozess negative Auswirkungen haben.
Ob Stress als positiv oder als negativ erlebt wird, und ob er positiv oder negativ für den Körper ist, hängt von folgenden Faktoren ab:
• Bewerten wir die Stressfaktoren als positiv oder als negativ
• Fühlen wir uns der entsprechenden Situation gewachsen und fühlen wir uns sicher
• Haben wir uns freiwillig in die Situation hineinbegeben
• Wie lange hält ein als negativ bewerteter Stress an
Eine Möglichkeit, aus Stress rauszukommen, ist Aktivität.
Dauerstress führt in bestimmten Regionen des Gehirns (Limbisches System) zu Blockaden in der Informationsverarbeitung. Diese Blockaden führen dazu, dass immer häufiger Situationen mit Angst und starker Belastung verbunden werden, was wiederum zum Erleben von Kontrollverlust bis hin zu Ohnmacht führt.
Aus der Psychotraumaforschung weiß man heute, dass diese Blockaden durch wechselseitige Aktivierung der rechten und linken Gehirnhälfte gelöst werden können (die Prinzipien findet man in den Konzepten des EMDR). Und hier setzt die Methode von Michael Rüger an:
Für das rhythmische Laufen verwendet er bilaterale Rhythmen. Das Laufen in diesen Rhythmen versetzt das Gehirn in einen anderen Verarbeitungsmodus, der in der Regel dazu führt, dass die oben beschriebenen Informationsverarbeitungsblockaden aufgelöst werden. Wenn dies erfolgt (der Atem geht tiefer, es können Tränen laufen, ein tiefes Durchatmen tritt ein, mehr innere Weite spüren) dann können die belastenden Stressfaktoren neu bewertet werden, was in der Regel zu einer deutlich geringer belastenden Einschätzung und damit zu einer deutlichen Stressreduktion führt.
Meines Erachtens ist das Verfahren von Michael Rüger für die o.g. Berufsgruppen gut geeignet. Hier ist die Regel, am Dienstende ein Gespräch über das Erlebte zu führen und dann auseinander zu gehen. Jeder ist dann mit den Bildern und dem Erlebten allein.
Das rhythmische Gehen oder Laufen kann dann helfen, diesen Alltagsstress auf anderen Verarbeitungsebenen auf leichte Weise zu bewältigen.
Diplompsychologin Susanne Mechsner, 24.04 2018